25. SONNTAG im Jahreskreis
Evangelium nach Markus (9,33-37)
Es ist kein schönes Bild, das der Jakobusbrief uns da von den ersten christlichen Gemeinden schildert: Wieso gibt es denn bei euch so viel Zwietracht und Rivalität, Missgunst und Rechthaberei, Neid und zerstörerische Eifersucht? Ihr wollt nur eure selbstsüchtigen Wünsche erfüllen! Deswegen streitet, zankt und kämpft ihr dauernd miteinander. „Das war schon bei den ersten Jüngern von Jesus so“, sagt uns das heutige Evangelium. Wer ist der Wichtigste? Wer hat das Sagen? Wer hat Macht? Ist das in unserer Zeit anders? Nicht nur in der Politik, sondern auch in der Kirche? Oft auch in der Pfarrgemeinde?
Dieses Verlangen nach Ehre und Macht steckt tief in uns Menschen, weil wir immer Angst haben, zu kurz zu kommen, unbeachtet beiseitegeschoben zu werden und sich unbedeutend vorzukommen. So wird das Selbstbewusstsein angekratzt. Es entstehen rücksichtsloser Ehrgeiz, verbunden mit Eifersucht, von denen Jakobus in der ersten Lesung spricht. Sie sind die Wurzel von vielen bösen Taten, meint er.
Ein menschlicher Urinstinkt treibt uns an, zu den Ersten zu gehören, der Größte, Stärkste, der Beste zu sein. Das scheint das Gesetz einer blinden Evolution zu sein: Konkurrenzkampf um den besseren Platz. Nur die Stärkeren überleben. Nur so haben sich die Millionen an Tier- und Pflanzenarten entwickeln können. Das gleiche Gesetz steckt auch in den menschlichen Genen. Wir haben es aus dem Tierreich geerbt. Überall, ob in Politik, Wirtschaft, am Arbeitsplatz, im Klassenzimmer, oft sogar in den Familien, herrscht das Gerangel um die "ersten Plätze". Konkurrenz gilt heute als wesentliche Triebkraft des Wirtschaftslebens. „Konkurrenz belebt das Geschäft" kann man oft genug hören. Das ist das rein materialistisch-wirtschaftliche Denken.
Es gibt aber Lebensbereiche - ja sogar die wichtigsten -, wo die Frage nach dem Nutzwert, das Zählen und Rechnen fehl am Platz ist. Jede Beziehung, jede Freundschaft, lebt vom freien Geschenk, von der Freude aneinander, vom Vertrauen, von der Zuneigung und Menschlichkeit. Das ist eine andere Wahrheit, die Wahrheit die Jesus meint.
Durch eine symbolische Tat macht er das meisterhaft deutlich: Er stellt ein Kind in die Mitte und umarmt es. Ein Kind aufnehmen... Überlegen Sie mit welcher inneren Einstellung wir auf ein Kind zugehen, es umarmen... Wir verdanken ihm nichts, wir sind ihm nichts schuldig, es bringt uns keine Vorteile. Trotzdem nehmen wir es bedingungslos an, wollen ihm nur Gutes tun. Wir wollen nicht über das Kind herrschen, nicht über das Kind bestimmen, sondern es mit Liebe und Sorge annehmen, für das Kind da sein, damit es sich wohl und angenommen fühlt und lächeln kann. Wir freuen uns einfach, weil es da ist. „Wer ein solches Kind mir zuliebe aufnimmt, der nimmt mich auf. Und wer mich aufnimmt, der nimmt nicht nur mich auf; sondern auch Gott, der mich gesandt hat“, sagt Jesus.
Mit dieser inneren Einstellung sollen wir einander begegnen, meint Jesus. Einander dienen. Er predigt keine falsche Bescheidenheit. Er verlangt auch nicht, jedes Selbstwertgefühl zu ersticken und sich für alles unfähig zu erachten. Es geht darum unsere übertriebene Selbstsucht in die Schranken zu verweisen.
Jesus verlangt von uns Demut, d.h. den Mut einander zu dienen. Wir brauchen keine Angst zu haben, dadurch selbst zu kurz zu kommen. Ich brauche mich selbst nicht zu beweisen und zu bestätigen. Ich weiß mich ja von Gott geliebt und deswegen brauch ich keine weitere Selbstbestätigung mehr. Davon bin ich befreit und kann für andere da sein.